Ausstellungseröffnung in der Galerie des Panketaler Rathauses – Skulpturen, Fotos und die „Sinnlichkeit der Verfremdung“

Zum Auftakt der „Panketaler Kulturtage“ wurde am Dienstag, den 10. Mai 2022 in den Räumen des Panketaler Rathauses eine neue Ausstellung eröffnet. 

Die Ausstellung von Werken der drei Berliner Künstlerinnen Nele Dorn, Ürün Ünal und Esther Riegler ist vielseitig, überraschend und im wahrsten Sinne des Wortes „kreativ“. 
Eine Klammer, die sich um das Schaffen der drei jungen Frauen legen lässt, könnte man als „Körperlichkeit“ bezeichnen: Ob in verfremdeten Fotografien (Dorn), eigenwillig gebogenen Skulpturen aus Holz oder Marmor (Riegler) oder in den extrem verfremdeten Skulpturen (Ünal) - mit etwas Abstand und Fantasie lassen sich immer wieder Körper oder Körperteile erkennen. 

Am deutlichsten wird dies in den Bildern von Nele Dorn, deren Bilder meist in Schwarz-Weiß, ab und an auch in Farbe, immer wieder fast vollständige Körper oder stark vergrößerte Ausschnitte zeigen. Dabei ist der Betrachtende herausgefordert, die dargestellten Details zu erkennen. Doch selbst scheinbar vollständige Körper erweisen sich bei näherer Betrachtung als „unvollständig“. Auch die Geschlechter sind nicht immer eindeutig, vieles bleibt der Fantasie des Zuschauers überlassen. Dorn möchte eine bewusstere Körperwarnehmung erreichen und setzt dazu körperliche Ideale in ein neues Licht. Ein Motiv kehrt dabei häufig wieder: Die abgebildeten Personen sehnen sich nach Berührungen – ob mit anderen Menschen oder mit der Natur. 

Bei einigen Skulpturen Ürün Ünals könnte man meinen, sie seien auf den Fotos von Nele Dorn zu sehen. Gebogene, glänzende Rückenlinien – so scheint es aus einer Perspektive, abstrakte Formen aus einer anderen Sicht. Die Arbeiten der in der Türkei geborenen Ünal, die 2018 ihren Master zum Thema „Spiel und kinetische Skulpturkunst“ gemacht hat, sind meist „work in progress“. Erst während der Schaffensphase enstehen die Bilder, Linolschnitte oder kleinen Skulpturen und weisen der Künstlerin den Weg zu sich selbst. 

Esther Riegler, die dritte im Bunde, stellt vor allem Skulpturen aus. Meist aus weißem Carrara Marmor, gern aber auch aus warmem Lindenholz wie die abgebildete Plastik „Can´t see me“, die Scham oder auch Angst auszudrücken vermag. Der vermutlich weibliche Torso könnte also auch für typische weibliche Ängste in einer männlich dominierten Welt stehen. Riegler überlässt dem Betrachter die Wertung. 

In ihrem Grußwort zur Vernissage betonte Panketals stellvertretende Bürgermeisterin Cassandra Lehnert ihre Freunde darüber, dass mit dieser Ausstellung nach langer Zeit wieder auch Skulpturen und Plastiken das Foyer des Rathauses in das Galeriegeschehen einbinden und zeigte sich sogleich begeistert von der Vielseitigkeit und Ausdrucksstärke der gezeigten Werke. 

Jessica, eine Freundin Nele Dorns, rezitierte ein eigens für die Ausstellung verfasstes Gedicht in englischer Sprache. 
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch Charlotte Templin an der Violine und André Tsvetkov am Piano. Zu hören waren u.a. das Scherzo aus der FAE-Sonate von Brahms sowie die verspielte „Kleine Spiegel-Rhapsodie“ von Hansdieter Meyer. Mit einem temperamentvollen Wieniawski und einem flotten „Ragtime dance“ von Scott Joplin leiteten die Musiker in den informellen Teil der Vernissage über.  

Fast alle ausgestellten Kunstwerke sind bei Gefallen auch zu erwerben. Vorbeikommen lohnt sich! 
 

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